Elmedin und der Zaubertukan von Bernadette Németh, Elisabeth Németh-Láng

 

Keine Angst vorm Krankenhaus! Zum Vorlesen für die Kleinen und zum Selberlesen ab 8 Jahren

 

 

 

Inhaltsverzeichnis


1 – Lena ist krank..................................................... 5
2 – Rico..................................................................... 9
3 – Der Zoo............................................................. 16
4 – Elmedin............................................................. 24
5 – Lena und der seltsame Vogel............................ 33
6 – Elmedin und sein Vogel..................................... 40
7 – Ein guter Plan.................................................... 46
8 – Die Rohrpostreise.............................................. 51
9 – Im Operationssaal............................................. 54
10 – Auf der Kinderintensivstation.......................... 60
11 – Rico und die geheimnisvolle Röhre................. 75
12 – Die Geschichte von Bär und Maus................... 86
13 – Susanne........................................................... 93
14 – Oma Mauerhofer............................................ 102
15 – Das automatische Transportsystem............... 108
16 – Oma Mauerhofers Reise..................................118
17 – Tom...............................................................  124
18 – Der verhinderte Kapitän................................ 127
19 – Rettung durch Rico........................................ 141
20 – Rollentausch.................................................. 145
21 – Ein überraschendes Ergebnis........................ 154
22 – Abschied........................................................ 157

 

1 – Lena ist krank


Lena saß in Doktor Bitterlichs Wartezimmer und hatte
Angst. Sie fürchtete sich immer, wenn sie zum Arzt gehen
musste; warum, konnte sie gar nicht so genau erklären. Die
Ärzte in ihren weißen Mänteln waren ihr einfach unheim-
lich. Sie wussten immer alles, beispielsweise wann man zu
viel Schokolade gegessen hatte, und im schlimmsten Fall
gaben sie einem eine Spritze und das tat immer weh.
„Mama, wieso muss ich zum Arzt gehen?“, fragte sie leise
und versteckte sich hinter ihren roten Locken, die ihr ins
Gesicht fielen.
„Weil er dir helfen wird“, sagte ihre Mutter. „Du hast doch
solche Bauchschmerzen.“
Lena umschlang ihren Bauch und starrte auf die Wand
gegenüber. Ihr Blick fiel auf die bunten Bilder, die dort
über ihr hingen. Ein prustendes Walross war darauf zu
sehen, daneben eine Giraffe mit furchterregend langem
Hals. Doch am besten gefiel ihr der Vogel. Er war schwarz,
hatte einen leuchtend gelben latzförmigen Fleck an Kopf
und Hals und das Auffälligste an ihm war sein riesengro-
ßer bunter Schnabel. Er leuchtete in allen Farben des Re-
genbogens. Lena hatte den Eindruck, als würde der Vogel
fröhlich lachen.
„Der Tukan“, stand in großen Lettern darunter, „lebt in
den warmen Wäldern Südamerikas und ist ein Allesfres-
ser“.

Lena schreckte hoch, als jemand ihren Namen rief. Es war
Doktor Bitterlich. Die Türe zu seinem Behandlungszimmer
stand offen, Lenas Mutter war bereits aufgestanden. Sie
blickte erwartungsvoll auf ihre Tochter, doch diese rührte
sich nicht.
Lena starrte immer noch fasziniert auf das Bild mit dem
bunten Vogel und hatte ihre Bauchschmerzen fast verges-
sen.
„Lena-Maus!“, sagte ihre Mutter. „Komm! Du brauchst
keine Angst zu haben!“
Doch Lena blieb auf ihrem Sessel sitzen und bewegte sich
nicht. Vielleicht konnte sie sich tot stellen, so wie ein Ma-
rienkäfer?
Seitdem sie denken konnte, hatte sie schreckliche Angst
vor Ärzten gehabt. Wenn eine Untersuchung bevorstand,
hatte sie sich schon im Vorhinein monatelang gefürchtet.
Leider war Lena ziemlich oft krank, das machte die Sache
nicht besser. Und heute hatte sie so starke Bauchschmer-
zen gehabt, dass sie zum Arzt musste, ob sie wollte oder
nicht.
„Kleine Lena Müller! Traust du dich nicht herein?“ hörte
Lena den Arzt wieder rufen. Seine Stimme klang furchter-
regend wie immer.
„Ich bin gar nicht so klein“, dachte Lena trotzig. „Ich bin
immerhin schon sieben.“

Frau Müller zog ihre Tochter mit sanftem Griff vom Sessel.
Während Lena langsam in den Behandlungsraum stolper-
te, warf sie einen letzten Blick auf den bunten Vogel, der
immer noch zu lachen schien.
Doktor Bitterlich begrüßte Lena freundlich und tastete
dann mit ernster Miene ihren Bauch ab. Es tat ziemlich
weh. Normalerweise hätte Lena gleich geweint, doch dies-
mal sagte sie überhaupt nichts. Ihre Mutter betrachtete sie
besorgt. „Vielleicht hat sie schon Fieber“, sagte sie.
„Mir ist heiß“, murmelte Lena. „Wo ist Südamerika?“
„Seit wann hat sie die Bauchschmerzen?“, fragte der Kin-
derarzt.
„Seit gestern“, sagte Frau Müller. „Könnte es vielleicht der
Blinddarm sein?“
„Möglicherweise“, sagte der Doktor. „Sie müssen ins
Krankenhaus fahren.“
Lena erschrak. Sie war noch nie in einem Krankenhaus ge-
wesen, aber wenn dies ein Haus war, in dem alle krank
waren, klang es nicht gut.
„Gibt es dort auch einen Tukan?“, fragte sie. In Gedanken
lag sie mitten in einem großen, grünen Wald und hörte
Vogelgezwitscher anstatt von Sesselknarren und dem lei-
sen Quietschen des Kugelschreibers von Doktor Bitterlich
auf einem Blatt Papier.

„Hier ist die Überweisung“, sagte der Arzt und gab Lenas
Mutter ein Blatt Papier. „Fahren Sie bitte gleich in das Kin-
derspital Süd und gehen Sie mit Ihrer Tochter direkt in die
Kinderambulanz.“
„Wir fahren nach Süd!“ Lenas Miene hellte sich ein klein
wenig auf. „Zum Tukan?“
„Beeilen Sie sich“, sagte Doktor Bitterlich besorgt.