Dr.Dr.Hornbostls Gedankensplitter von Zlo, Ernst

 

„Nicht immer ist nicht alles so, wie es nicht ist.“

Umschlaggestaltung: Ernst Zlo.

Dieses Buch widme ich meiner kleinen grünen Qualle.

Für einen Kaktus war es immer zu feucht.

 

Dieses Buch ist auch all denen gewidmet, die Lust darauf haben, gedanklich manchmal in die Einbahn zu

 

Copyright © 2009 by „Dr.Dr. Hornbostl“

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Vorwort

Als mich mein langjähriger Freund Heinrich (der darauf besteht, dass sein doppelter Doktor nicht in den Nachruf auf die DDR ausartet) bat, sein Manuskript zu lesen und später, ein Vorwort für sein Buch zu schreiben, fühlte ich mich einerseits verunsichert, andererseits natürlich geehrt.

Teilweise finde ich es verblüffend, welch krause Gedanken durch den ansonsten sehr nüchternen Kopf dieses Mannes gehen, teilweise überrascht mich die Art, wie manche Dinge mich ansprechen.

Fast als handelte es sich um tiefe Wahrheiten, die zu entdecken mir noch nicht erlaubt waren.

Sicherlich liegt das auch daran, dass ich auf graphischem Gebiet ähnlich abstrakt-absurde Gedanken hege.

Dies ist auch der Grund, warum ich das Umschlagsbild für dieses Buch beisteuern durfte.

Dass auch vieles sehr Seltsames in diesem Buch zu finden ist, lag auf der Hand. Heinrich ist eben so.

Ich denke aber, dass jeder zumindest den einen oder anderen interessanten oder amüsanten Denkansatz finden kann.

Ernst Zloklikovits

 

Vorwort des Verfassers

Dieses Buch habe ich geschrieben, weil andauernd seltsam krause Gedanken durch meinen Kopf gehen. Und weil ich in Gesprächen festgestellt habe, dass andere Leute diese Gedanken noch krauser und seltsamer, aber auch unterhaltsam finden können.

Kritiker werden natürlich anmerken, dass das absolut kein Grund ist ein Buch zu schreiben, dass dazu Qualifikationen notwendig sind, dass Kunst überhaupt und Schriftstellerei besonders, erwägt man die Fülle am Markt beispielsweise, die ja wirklich von Jahr zu Jahr, und gerade deswegen sei es geradezu unerhört ...

Ich verneige mich hiermit vor Isaac Asimov, der sein Leben lang mit dem Schreiben von Büchern beschäftigt war und in einem seiner Vorworte bemerkt hat, dass er Leute kennt, die meinen (er selbst enthalte sich natürlich dieser Meinung) Kritiker seien wie Eunuchen: Sie können zusehen, Kommentare abgeben, aber niemals selber ... !

Womit er recht hat, denn in dem Moment, wo ein Kritiker auf die Idee käme, selbst ein Buch zu schreiben, geht eine seltsame, fast magische Verwandlung in ihm vor. Und er wird zum Autor. Der Arme!

Obwohl dieser, um ein Buch zu schreiben natürlich Qualifikationen ... (siehe oben!)

Und noch einmal verneige ich mich vor Isaac Asimov, indem ich – wie er in seinen Büchern Opus 200 – die Angewohnheit übernehme, Kommentare den einzelnen Geschichten beizufügen, falls es mir notwenig erscheint.

Sollten Sie bis hierher gelesen haben, noch eine kurze Warnung: Es wird schlimmer.

Legen Sie also bitte dieses Buch weg und kaufen lieber ein brauchbares, benutzbares, aus dem Sie erfahren, wie man rundum glücklich wird, wie Sie problemlos eine Firma führen oder Ihren Chef austricksen können, ohne dass dieser davon etwas bemerkt. Oder ganz wahnsinnig, irrsinnig, total bescheuert REICH mit Aktienhandel, Grundstücksspekulation oder schlichtweg Betrug.

Das alles werden Sie hier nämlich nicht erfahren.

Aha, Sie lesen also immer noch. Tja, dann sind Sie wohl eine der von mir so geschätzten Naturen, die dieses Buch vielleicht kaufen und Splitter für Splitter auflesen werden.

Viel Spaß und Vorsicht, an manchen Splittern kann man sich vielleicht verletzen.

Dr.Dr. Hornbostl

Inhalt

Vorwort 5

Vorwort des Verfassers 6

Inhalt 8

Ugh 11

Genetische Kriegsführung 17

Abenteurer 37

Gas ist ein Elementarzustand ... 46

Limerick 51

Nicht Ungereimtes 52

Zungensplitter 53

Chorkonzert (Kritik) 54

Der Kampf um die Produkte 57

Der Kampf um die Produkte II 58

Der Kampf um die Produkte III 59

Der Kampf um die Produkte IV 60

Zauber 62

Splittersplitter 63

Der Genenlink 64

Mailbox Realisator 1.4 65

Morgenstimmung 68

Die Gleichung von Bernoulli 69

Loch 1 Par 4 Bogey 70

Poetenleid 73

Baum 74

Adventlied für Golfer 76

Golfmenü 79

Kaiserschmarrn 80

Der WizOp I 82

Der WizOp II 83

Der Kampf um die Produkte (Nachtrag) 85

Läufig im Winter 89

Ich glaube, mein Hund verarscht mich 91

Was ist Denken bei Hunden? 93

Wie spricht ein Labrador? 95

Aphorismen und sonstiger Unsinn 98

Wie kommt die Haut auf die Milch 99

Golfdebüt 2006 im Golfclub Ottenstein 101

Golf und Denken 103

Bio-Fly-Away 104

Golfschwungverbesserung 108

Du wirst wirklich alt ... 111

Verunkt 113

Was liegt denn da so braun am Gehweg? 118

Auftragskiller der Freiräume 120

Einsatz 4848 131

Missing Link 135

Pressespiegel 144

Sex 145

 

 

Ugh

oder

Der beträchtliche Unterschied der sprachlichen
Gewandtheit zwischen Mann und Frau ist nur entwicklungsgeschichtlich bedingt“

Es war eine Nacht, in der jeder vernünftige Höhlenbewohner dort blieb, wo er seinen Namen her hatte: in der Höhle.

Der Wind blies in regnerischen kalten Böen die Berge herunter, verwandelte den Rest des Schnees in eine unansehnlich braune, ekelige Masse und Ugh drehte sich grunzend auf seinem Lager aus Zweigen um.

Ein plötzlicher Donnerschlag ließ seine Frau aufschrecken. Sie stand auf, stieg über ihn hinweg (nicht ohne ihn neuerlich aus dem Schlaf zu reißen und mit der Feststellung „schlaf ruhig weiter, ich sehe nur nach draußen“ hellwach zurückzulassen).

Er hatte gerade so viel Zeit, neuerlich in ein wohliges Dämmern zu versinken, als sie – offensichtlich höchst erregt – wieder erschien und aufgeregt auf ihn einzureden begann.

„Draußen ist ein riesenhaftes, zotteliges Untier, das entsetzlich stinkt und wahnwitzige Stoßzähne hat. Außerdem grunzt es ganz tief und kommt immer näher zu unserer Höhle. Du musst unbedingt etwas dagegen tun. Dieser seltsame Teil, der zwischen den Zähnen fast bis zum Boden reicht und darauf herumtastet und hin und her pendelt, dieser – sagen wir einmal - Rüssel, macht mich ganz verrückt vor Angst. Also steh’ endlich auf und jage es weg!“

Und das war es dann auch.

Dahin war die Nachtruhe. Es war ihr wie immer völlig gleichgültig, dass er die ganzen letzten drei Tage vergeblich aber erschöpfend damit verbracht hatte, irgendetwas aufzutreiben, das sich essen ließ und von dem man nicht vorher aufgespießt, zerfetzt oder sonst wie malträtiert wurde.

Sie dachte niemals in dieser praktischen Art und Weise.

„Mammut!“, brüllte er in die Höhle.

Die Wirkung war beeindruckend: Überall regten sich grunzende Männer widerwillig auf ihren Lagern, die Frauen begannen aufgeregte Diskussionen über das Tier, die Arbeit, es zu zerlegen und zuzubereiten, was es für einen Schmutz in der Höhle machen würde, wie alles stinken würde, wenn das Fell vor dem Höhleneingang hinge, wo doch das Wetter so schlecht sei, und ob es überhaupt gelingen würde, die Haut vor dem Verfaulen zu retten.

„Los!!!“

Erst Ughs zweiter Ruf brachte den Haufen soweit zur Besinnung, dass gezielte Bewegungen erkennbar waren. Gähnende Männer hasteten in den hintersten und trockensten Teil der Höhle, wo ihre wertvollen Wurfspeere und Bögen lagerten. Umhänge aus Fell wurden übergestreift und langsam versammelten sich alle unmittelbar vor dem Höhleneingang.

Ugh war sich klar darüber, wie müde sie alle waren, und deshalb warf er nur zornige Blicke auf die Langsamsten und grunzte unwillig. Sofort senkten alle die Blicke.

Schweigend traten einer nach dem anderen aus der Höhle, kaum einer schauderte vor dem eiskalten Regen zurück und ohne die Notwendigkeit eines weiteren Ordnungsrufes verteilten sich alle in die bewährte Aufspürformation.

Wie auf ein geheimes Kommando setzte sich der Trupp lautlos in Bewegung. Err, der, obwohl fast der Jüngste, doch die beste Nase hatte, ging geräuschlos an der Spitze und weit gefächert, die Speere bereits in die Schleuderstöcke eingehakt, folgten die erfahrensten Jäger unmittelbar nach. Die Nachhut bildeten die Ältesten und die Jüngsten. Die Ältesten, weil sie die Wertvollsten im Stamm waren, die Jüngsten, weil sie noch nicht imstande waren, sich immer völlig geräuschlos vorwärts zu bewegen.

Eine weitere erfolglose Jagd konnte sich der Haufen einfach nicht mehr leisten. Die Getreidevorräte waren durch den langen Winter fast aufgebraucht und die feuchte Witterung hatte den kümmerlichen Rest an Getreide in einen grünlichen Haufen verwandelt, den nicht einmal der Hungrigste unter ihnen ohne heftigen Widerwillen herunterwürgen konnte.

Ugh riss sich zusammen. Tagträumen bei einer nächtlichen Jagd nachzuhängen, erwies sich in den allermeisten Fällen als tödlicher Fehler.

Gerade noch rechtzeitig sah er das sparsame Handzeichen Errs und einen Sekundenbruchteil später das gigantische Mammut.

Er gab sich keine Zeit mehr darüber nachzudenken, ob das Risiko, dieses monumentale Tier anzugreifen, nicht viel zu hoch war, ob die Verluste, die sie erleiden würden, nicht höher wären, als die, wenn sie weiter hungern müssten.

Entschlossen streckte er den Kopf nach vorne und auf diese Bewegung hin setzte sich der zum Stillstand gekommene Haufen wieder in Bewegung, fächerte sich weiter auf und kreiste das Mammut beinahe ein. Nur die dem Wind und Regen zugewandte Seite ließen sie noch offen. Einerseits, damit das Tier die Witterung nicht aufnehmen konnte, andererseits, weil sie wussten, dass Mammuts nur sehr ungern gegen den Regen flüchteten.

„Ihhhhh“, brüllte Ugh und das Mammut hatte gerade noch Zeit, den mächtigen Kopf hochzureißen, als auch schon sechs oder sieben Speere in seinem Körper staken und ein Hagel von Steinen darauf niederprasselte.

Ugh bemerkte mit Genugtuung, dass Uff, sein jüngster Sohn, diesmal genau getroffen hatte. Sein Wurfspeer hatte den Weg durch das Auge direkt ins Gehirn des Mammuts gefunden und das Tier wankte geblendet und tödlich getroffen nur noch wenige Meter, brach zusammen und die Jagd war beendet.

Stolz rannte er hinüber und hieb Uff begeistert auf die Schulter. Auch die anderen schienen über diesen Speerwurf des Jahres fast mehr begeistert zu sein als über die Tatsache, die nächsten Wochen einen vollen Bauch, neue Sehnen für die Pfeile und neue Schuhe an den Füßen zu haben.

Ugh schnitt mit seinem Steinmesser ein Stück aus dem Ohr des Mammuts und ging mit seinem Sohn alleine zurück zur Höhle, die Trophäe sorgsam hinter dem Rücken verbergend.

„Da seid ihr ja endlich, um Donners Willen!“

„Könnt ihr euch eigentlich vorstellen, was wir uns hier für Sorgen gemacht haben?“

„Warum kommt ihr alleine? Wo sind die anderen?“

„Nicht schon wieder ohne Beute!“

 

Nach diesem sprachwissenschaftlichen Ausflug in die ferne, ferne Vergangenheit nun zu einem Ausflug in die noch viel fernere Zukunft.

 

Hoffentlich!

„Wie stellt ihr euch eigentlich vor, wie wir die Kochtöpfe für euch füllen können, wenn ihr tagelang ohne Fleisch nach Hause kommt!“

 

Bevor das Getöse allzu laut wurde, zog Ugh triumphierend den Teil des Mammutohres hinter seinem Rücken hervor, schwenkte es wild und begeistert über seinem Kopf und brüllte in die Menge:

„Uffs Mammut!“

Das nachfolgende Fest war eine Mischung aus dem freudigen Schmatzen und Lachen der Männer und den glücklichen Kommentaren der Frauen, die alles besprachen, was zu besprechen war.

 

 

Genetische Kriegsführung

So wie Zool sich heute gefühlt hatte, als er erwacht war, hatte er sich noch nie in seinem Leben gefühlt gehabt: Der Mund war trocken, sein Rücken schmerzte, als hätte er schon den letzten Lebensabschnitt erreicht (so hatte man es ihm zumindest erklärt, dass man sich fühlen würde) und als er sich endlich widerwillig schnalzend aufsetzte, war ihm sogar ein wenig schwindelig geworden.

Kein Zweifel, die ständige Auseinandersetzung mit dem anstehenden Problem und mit Raal, dem Xenobiologen, zeigte auch Wirkung auf ihn.

Und dann natürlich dieser Planet, diese Rasse und diese eigenartige Situation, in der er sich befand.

Unwillig schüttelte er den Kopf.

Er wusste gar nicht mehr, zum wievielten Male er dieselben Gedanken bereits durchgekaut hatte, überlegt hatte, ob die Tatsache, dass Raal (eindeutig) weiblichen Geschlechtes war, seine Urteilsfähigkeit vielleicht doch in die eine oder andere Richtung manipulierte. Oder dass Raal erst am Anfang ihrer Karriere war und er hingegen doch unaufhaltsam dem Ende seiner eigenen entgegenschritt, auch wenn er sich daran eindeutig noch nicht gewöhnt hatte.

Nein, beides hatte er eindeutig in dieselbe Region seines Geistes verbannt, wie die Idee, dass Raal vielleicht auch nur deshalb auf ihren eigenartigen Theorien beharrte, weil es ihr erster selbständiger Auftrag als Xenobiologe war, und sie vielleicht ihre Unsicherheit durch Sturheit ersetzte.

Oder dass sie verrückt geworden war.

Oder er selbst.

Nein, all dies war Unsinn!

Nicht Raal war krank im Geist und auch er selbst nicht.

Die Situation war von Anfang an irgendwie ganz anders gewesen, als er selbst oder auch nur irgendein anderer Angehöriger seiner alten Rasse es kannte.

*

Dabei war da am Anfang nichts, was er irgendwie hätte festnageln können, nur dieses eigenartige Gefühl ...

Naja, vielleicht war es ja ganz gut, wenn er sich alle Fakten noch mal ins Gedächtnis rief. (Seine Rasse war alt genug, um den eigenen Gefühlen und Vorahnungen genügend Raum zuzugestehen. Ihnen aber dennoch nicht blind zu vertrauen. Beides hatte seine Berechtigung.)

Die Situation war vor 120 Umläufen des in Frage stehenden Planeten in die kritische Phase gelangt, wo eindeutige Richtlinien der VAZ ein Eingreifen zwingend vorschrieben. Offensichtlich hatten alles Zuwarten und, als das nicht zum gewünschten Ergebnis geführt hatte, alle anschließenden subtilen Versuche und Eingriffe in die Abläufe auf dem Planeten nichts genutzt. Irgendetwas hatte die normale Entwicklung dieser Rasse verhindert. Sogar massive Eingriffe und persönliche Einmischung auf der - als besonders für diese Fälle erfolgsträchtig eingestuften - religiösen Ebene waren gescheitert!

Sie war trotzdem in die technologische Phase eingetreten, bevor sie sich über die Phase der geistigen Abnormität des Kampfes und Krieges weiterentwickelt hatte.

Es war - und auch das war ein eigenartiges Detail - sogar zur kriegerischen Anwendung der Technologie der zweiten Stufe gekommen. Und das Schlimmste daran, auch noch innerhalb der Gattung selbst.

Eigenartig berührt schaltete er die Kommunikation zu Raal ein. Sie grüßte ihn wie immer mit „Käpt’n“ - und wie immer konnte er seine Regungen deswegen nur unvollständig verbergen und sie lächelte ihn mit blitzenden Augen an. Natürlich wusste er, dass sie das Wort nur verwendete, weil sie seine Reaktion kannte, und er wusste, dass er die Reaktion letztendlich auch nur zeigte, weil er ihr die Freude nicht verderben wollte. Solche Zugeständnisse an die Jugend waren in seiner Rasse normal.

„Xenobiologin Raal ...“ (jetzt genoss er ihr Zusammenschaudern und seine Augen blitzten - ja er wollte tatsächlich jung sein, jetzt, wo er die ersten Anzeichen des letzten Stadiums gefühlt hatte!) „... wieviel Prozent der Rassen wenden eigentlich Technologie der Stufe II gegen sich selbst?“

„Sie meinen, wieviel Prozent sich selbst mit Atombomben bepflastern?“

Er schrak diesmal wirklich zurück. Offensichtlich hatte sich Raal wieder durch Einfühlung an den Rande eines bedenklichen Zustandes gebracht. Das war natürlich das Berufsrisiko jedes Xenobiologen, aber dessen ungeachtet war es höchst gefährlich für sie. Er hoffte inständig, dass ihre Ausbildung gut genug gewesen war, um sie auch in so einem außergewöhnlichen Extremfall noch vor Schaden zu bewahren.

Er trocknete sich die schweißnasse Stirn ab, atmete durch, brachte sich wieder ins seelische Gleichgewicht und fragte betont: „Ich meinte, wieviele Rassen der Stufe II die Technik bewusst gegen sich selbst wenden.“

... (Mehr im Buch)