Hans Orsolics Der Profiboxer von Anna Pfabl

 

Dieses Buch schildert das Leben von Hans Orsolics, seine Kindheit, Jugend, Familie, Schule, Kirche, vom Beginn des Boxens und seiner außergewöhnlichen Karriere als Profiboxer.

 

 

 

Vorwort

Dieses Buch schildert das wahre Leben des Hans Orsolics, seine Kindheit, Jugend, Familie, Schule, Lehre, den Beginn des Boxens, die Laufbahn als Amateurboxer und die außergewöhnliche Karriere als Profiboxer.

Als einer der jüngsten Profiboxer der damaligen Zeit errang Hans Orsolics beachtliche Erfolge und wurde zum Idol des österreichischen Boxsports.

Die harte Zeit des Profiboxens und Schicksalsschläge begleiteten den jungen Hans Orsolics auf seinem schweren Weg nach oben. Ein harter Boxer, der für seine Siege in der Wallfahrtskirche in Mariazell betete.

Auf dem Zenit seines Erfolges boxte „Hansee“, wie ihn die Wiener liebevoll nannten, vor ausverkaufter Stadthalle, vor 15.000 Zuschauern.

Bis heute hat es kein Boxer geschafft, so wie Hans Orsolics die Massen zu begeistern und mitzureißen. Ganz Österreich feierte oder litt mit „Hansee“. Eine besondere Attraktion war das Lied über sein „potschertes Leben“, mit dem er wochenlang die Charts anführte.

Mit seiner Frau Roswitha ist Hans seit 24 Jahren glücklich verheiratet und arbeitete zuletzt in der Druckerei des ORF.

Seinen letzten Kampf gewann Hans im März 2009 - den Kampf gegen den Krebs, den er dank der ärztlichen Kunst der Professoren des AKH Wien besiegte.

Nach überstandener Krebserkrankung widmet sich Hans Orsolics wieder dem Boxen, indem er junge Boxer in Österreich unterstützt.

 

Inhalt

Kapitel 1  Kindheit und Jugend  . . . . . . . . . .  11
           Kindheit, Schule und Kirche -
           Nachkriegszeit in Wien . . . . . . . . .  11
           Jugendzeit . . . . . . . . . . . . . . .  21
           Familie Orsolics . . . . . . . . . . . .  22
           Wien in den 60-er Jahren . . . . . . . .  23
           Kaisermühlen . . . . . . . . . . . . . .  24

           Die Lehre als Rauchfangkehrer  . . . . .  27

Kapitel 2  Erste Kontakte mit dem Boxsport  . . . .  30
           Erster Klub und erster Trainer . . . . .  30
           Talent im Boxsport . . . . . . . . . . .  31
           Amateurboxsport - Kämpfe und Erfolge . .  34
           Boxsportverbände ab den 60-er Jahren . .  35

Kapitel 3  Der Weg zum Profiboxer . . . . . . . . .  39
           Geschichte und Tradition des Boxsports .  39
           Frauenboxsport . . . . . . . . . . . . .  43
           Amateurmeisterschaften und Olympische
           Spiele . . . . . . . . . . . . . . . . .  45
           Karl Marchart - Manager und Trainer  . .  45
           Angebot zum Profiboxer . . . . . . . . .  46
           Die Vorbereitung zum ersten Profikampf .  48
           Der erste Profikampf . . . . . . . . . .  49

Kapitel 4  Erfolge als Profiboxer - Kämpfe und
           Kampfrekorde . . . . . . . . . . . . . .  56
           Der harte Weg zur Europameisterschaft -
           Profikämpfe 1965-1967  . . . . . . . . .  56
           Der erste Titelkampf
           - Europameisterschaft  . . . . . . . . .  61
           Die erste freiwillige Titelverteidigung   67
           Die zweite freiwillige Titelverteidigung  71
           Der Titelverlust . . . . . . . . . . . .  74
           Profikämpfe 1968-1969  . . . . . . . . .  76
           Die neuerliche Titelchance . . . . . . .  78
           Erste Titelverteidigung im Weltergewicht  82

Kapitel 5  Die Niederlagen und die Folgen . . . . .  85
           Der Schicksalskampf  . . . . . . . . . .  85
           Titelverlust im Weltergewicht  . . . . .  88
           Wechsel von Manager, Trainer
           und Gewichtsklasse . . . . . . . . . . .  90
           Titelkämpfe um die Europameisterschaft .  91
           Der letzte Boxkampf  . . . . . . . . . .  93
           Die 11 Titelkämpfe des Hans Orsolics . .  95
           Kämpfe von Hans Orsolics auf
           www.boxrec.com . . . . . . . . . . . . .  97
           Gewichtsklassen im Profiboxen
           von 1970-2010  . . . . . . . . . . . . . 100

Kapitel 6  Beruf, Familie und Freunde . . . . . . . 101
           Das Leben nach dem Boxen . . . . . . . . 101
           Wien in den 70-er Jahren . . . . . . . . 102
           Gasthaus „Zum Rauchfangkehrer“ . . . . . 103
           Schicksalsschläge -
           Tod der Mutter, Scheidung,
           Tod von Sylvia . . . . . . . . . . . . . 108
           Karriere als Sänger -
           „Mei potschertes Leb’n“  . . . . . . . . 109
           Die Arbeit beim ORF  . . . . . . . . . . 110

Kapitel 7  Hansis „potschertes Leb’n“ . . . . . . . 112
           Geld und Boxen . . . . . . . . . . . . . 112
           Wien in den 80-er Jahren . . . . . . . . 113
           Boxen und Frauen . . . . . . . . . . . . 114
           Schicksalsschläge im Leben des
           Hans Orsolics  . . . . . . . . . . . . . 115
           Ein Leben als Boxer  . . . . . . . . . . 119
           Die Tätigkeiten im Leben des
           Hans Orsolics  . . . . . . . . . . . . . 120
           Boxsport und Journalismus  . . . . . . . 121
           Profiboxsport in Europa  . . . . . . . . 122
           Europa- und Weltmeisterschaften für
           Profiboxer - Ranglisten  . . . . . . . . 123
           Der harte Weg zum erfolgreichen
           Profiboxen . . . . . . . . . . . . . . . 125
           Profiboxsport und Verbandswesen
           in Europa  . . . . . . . . . . . . . . . 127
           Agenden eines Profiboxverbandes  . . . . 129
           Traditioneller Profiboxsport in Europa . 131

Kapitel 8  Der Kampf gegen den Krebs  . . . . . . . 133
           Diagnose Lungenkrebs . . . . . . . . . . 133
           AKH Wien
           (Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien) 134
           Leben nach dem Krebs . . . . . . . . . . 137
           Autogrammstunde Hans Orsolics im
           Schabernak . . . . . . . . . . . . . . . 139
           Joschi Weidingergasse  . . . . . . . . . 140
           Profiboxgala in der Lugner City  . . . . 141
           Hans Orsolics und die Kirche . . . . . . 142
           Diskussion über Religion und Sport . . . 143
           Profiboxer im Schweizerhaus  . . . . . . 146
           Geburtstags- und Genesungsfeier
           im Marchfelderhof  . . . . . . . . . . . 146
           Krampusparty der Profiboxer
           im Marchfelderhof  . . . . . . . . . . . 147
           Geburtstagsparty und „Comeback“ von
           Hans Orsolics  . . . . . . . . . . . . . 148
           Fotogalerie  . . . . . . . . . . . . . . 151

Kapitel 9  Biografien . . . . . . . . . . . . . . . 153
           Biografie Autorin Anna Pfabl . . . . . . 153
           In Memoriam Edip Sekowitsch
           - „Boxen ist mein Leben“ . . . . . . . . 155
           AUSTRIAN BOXING ASSOCIATION  . . . . . . 162
           Rechtsanwalt Dr. Manfred Ainedter  . . . 164

Kapitel 10 Auszug aus den Sportlichen Regeln
           im Profiboxsport . . . . . . . . . . . . 165
           Internationale Boxkommandos  . . . . . . 166
           Das Urteil . . . . . . . . . . . . . . . 167
           Das Zählen . . . . . . . . . . . . . . . 168
           Die Punktewertung  . . . . . . . . . . . 169
           Der Kampfring  . . . . . . . . . . . . . 170
           Das Kampfgewicht . . . . . . . . . . . . 171
           Die Zwangspause  . . . . . . . . . . . . 172
           Titelverlust . . . . . . . . . . . . . . 173

           SCHLUSSWORT  . . . . . . . . . . . . . . 174

Kapitel 1
Kindheit und Jugend

Kindheit, Schule und Kirche -
Nachkriegszeit in Wien

Das Leben begann für Johannes „Hans“ Orsolics am 14.5.1947 in Wien Ottakring, als viertes Kind von Johann und Aloisia Orsolics. Gemeinsam mit den Eltern und den Geschwistern Eduard (Edi), Alfred (Fredi) und Erika wohnte er in einer kleinen Wohnung im Parterre. Es war die Hausmeisterwohnung, da seine Mutter Hausbesorgerin war. Der Vater litt an einer Kriegsverletzung und fand kaum Arbeit. So lebte die sechsköpfige Familie fast ausschließlich vom kargen Verdienst der Mutter.

Seit Ende des 2. Weltkrieges waren nur zwei Jahre vergangen und die Situation in Wien sehr schlecht. Wien war Besatzungszone der Siegermächte: Russen, Engländer, Franzosen und Amerikaner teilten sich Wien in vier Zonen. Das Verhältnis zwischen den Besatzungstruppen und der Wiener Bevölkerung war geprägt von der weltpolitischen Lage und das Leben in Wien mitunter sehr gefährlich.

Die Stadt war ein Trümmerhaufen, über 20 Prozent der Bauwerke Wiens völlig zerstört oder so stark beschädigt, dass sie einsturzgefährdet waren und abgerissen werden mussten. Fast jedes Haus hatte Spuren des Krieges und der Zerstörung. In der Stadt gab es Tausende Bombentrichter, zerstörte Brücken, kaputte Wasser-, Strom- und Gasleitungen. Die Spuren des Krieges waren allgegenwärtig.

Vor allem die russischen Truppen, die Wien vom Naziregime befreit hatten, plünderten das zerbombte Wien, Vergewaltigungen standen an der Tagesordnung, Menschen wurden willkürlich verschleppt. Es gab kein Gesetz und Übergriffe der Roten Armee wurden von der russischen Armeeführung geduldet und nur selten bestraft. Vor allem in der russischen Zone stieg die Selbstmordrate in der Bevölkerung rasant an, die Menschen hatten Angst und trauten sich nicht auf die Straßen.

Die Aufräumungsarbeiten im zerstörten Wien gingen nur schleppend vor sich, die Menschen litten an Unterernährung. Es gab kein Baumaterial, es fehlte an allem. Die Appelle der Politiker, durchzuhalten und neuen Mut zu fassen, waren der einzige Trost, den sie spenden konnten. Die Säuglingssterblichkeit lag bei über 15 Prozent, Kinderkrankheiten endeten oft mangels Medikamenten tödlich. Die einzige Hilfe bei Erkrankungen waren alte Hausmittel und beten.

Lebensmittel waren nur mit sogenannten Lebensmittelbezugskarten zu erhalten, falls überhaupt welche vorhanden waren. Der Schwarzhandel blühte und die Wiener Bevölkerung tauschte die letzten verbliebenen, wertvollen Sachen gegen Nahrungsmittel ein. In den Parks und öffentlichen Flächen Wiens bauten die Wiener Kartoffeln und Gemüse an. Im Winter wurde Brennholz im nahen Wienerwald gesammelt. Die Menschen waren froh, wenn sie ein Dach über dem Kopf hatten und den täglichen Überlebenskampf überstanden.

Die Kinder der Nachkriegszeit hatten Hunger und in dieser Situation war alles recht, um an Nahrungsmittel und Waren des täglichen Bedarfs zu kommen. Die Kinder bettelten auf den Straßen und, wenn sich die Möglichkeit ergab, war auch ein kleiner Diebstahl recht, um an die gewünschten Sachen zu kommen. Wenn die Kinder zur damaligen Zeit Lebensmittel nach Hause brachten, fragte niemand lange nach, woher die Sachen stammten. Es war da und wurde zum Überleben gebraucht. Den Kindern wurden keine Werte wie Du darfst nicht stehlen oder betteln vermittelt, sondern gegenteilig, die Kinder wurden noch gelobt, wenn sie nach Beutezügen nach Hause kamen. Besonders bei den Besatzungssoldaten lohnte sich das Betteln und manchmal fiel auch ein Stück Schokolade oder eine kleine Süßigkeiten ab.

Die Wohnung der Familie Orsolics in der Habichergasse 16 im 16. Wiener Gemeindebezirk bestand aus nur zwei Räumen, einer Küche und einem Zimmer, mit dem WC am Gang. Die Mutter musste schwer arbeiten, um die Familie zu ernähren, und hatte kaum Zeit für die Kinder. Da sie aber als Hausbesorgerin arbeitete, war sie trotzdem der Familie nahe und kümmerte sich liebevoll um die Kinder, vor allem der kränkliche kleine Hansi war ihr besonders ans Herz gewachsen.

Die ganze Familie lebte in nur einem Raum, auf wenigen Quadratmetern zusammen. Klein-Hansi schlief gemeinsam mit seiner Schwester und den Eltern im Ehebett, die beiden Brüder auf einer Couch. Die schlechte Ernährung, vor allem Vitaminmangel, setzte den Kindern mehr zu als den Erwachsenen und der kleine Hansi war ständig krank. Die feuchtkalte Wohnung - im Winter schlecht beheizt, es gab nur einen kleinen Ofen, wo man ständig Brennmaterial nachlegen musste - sowie die mangelhafte Ernährung verursachten mehrere Krankenhausaufenthalte des kleinen Hansi, die zunehmend länger wurden. Es sah nicht gut aus um seine Gesundheit, bis zum dritten Lebensjahr war Klein-Hansi Dauergast im Spital. Die Mutter besuchte den Buben täglich zwei Mal. Schon frühmorgens lief sie ins Spital, dann zurück ihre Arbeit verrichten, und am späten Nachmittag wieder zu Hansi. Daneben noch die restliche Familie versorgen - es waren ja noch 3 kleine Kinder da, neben der Arbeit als Hausbesorgerin.

Eines Tages traf die Familie Orsolics ein Schicksalsschlag. Die Mutter ging, wie so oft, zeitig in der Früh auf den Schwarzmarkt im nahen Park, um Lebensmittel für die Familie zu besorgen. Als mittags die Mutter noch immer nicht zu Hause war, wurde der Vater immer unruhiger und auch Erika weinte, weil die Mutter nicht nach Hause kam.

Der Vater beschloss, nach der Mutter zu suchen, und Erika sollte sich währenddessen um Hansi und die Geschwister kümmern. Hansi war erst vier Jahre alt und bekam eigentlich von den Sorgen der anderen nichts mit, aber da Erika weinte, weinte er auch. Voll Sorge rannte der Vater durch die Straßen, fragte immer wieder Leute, ob sie seine Frau gesehen hätten. In der Nähe des Parks, wo der Schwarzmarkt täglich stattfand, erhielt er die schreckliche Nachricht: die Polizei hatte in den frühen Morgenstunden alle Menschen auf dem Schwarzmarkt kontrolliert und einige Personen mitgenommen.

Die Nachfrage im Polizeiwachzimmer brachte dann die Gewissheit. Die Mutter war verhaftet worden, da sie mit Kartoffeln und einem Stück Fleisch erwischt worden war, welche sie am Schwarzmarkt gekauft hatte. Was mit ihr geschehen würde, wussten die Polizisten selbst nicht. Nur dass sie in Polizeigewahrsam sei und einvernommen würde.

Die Verzweiflung des Vaters ist leicht vorstellbar. Er machte sich Vorwürfe, warum nicht er auf den Schwarzmarkt gegangen war, und er sorgte sich um das Schicksal der geliebten Frau. Auf dem Weg nach Hause überlegte er, was er den Kindern sagen sollte. Wie konnte er ihnen beibringen, dass die Mutter eingesperrt war und nicht so schnell nach Hause kommen würde?

Zu Hause gab es keine Mutter und kein Essen, die Kinder weinten und der Vater war verzweifelt. Es wurde dunkel, Erika brachte zuerst Hansi zu Bett und dann die beiden anderen Brüder. Alle beteten, dass der Mutter nichts geschähe und sie bald wieder nach Hause käme.

Der Vater konnte die ganze Nacht nicht schlafen und dachte nach, wie er seiner Frau helfen könnte. Zeitig in der Früh machte er sich noch einmal auf den Weg ins Polizeiwachzimmer und traf dort auf einen älteren Polizeibeamten, dem er sein Leid klagte. Der Polizist hörte zu und versprach Hilfe, er würde dafür sorgen, dass der Frau nichts passierte und sie bald wieder nach Hause käme. Dieses Versprechen des Polizisten beruhigte den Vater nicht wirklich, doch er konnte nichts anderes tun, als zu warten.

Der Vater spürte vor Aufregung und Sorge keinen Hunger, aber die Kinder brauchten Essen, das die Mutter Tag für Tag besorgte. Die Mutter war der Mittelpunkt und die Versorgerin der Familie.

Der Mutter erging es nicht besser. Sie war gemeinsam mit vielen Leuten in einer Zelle eingesperrt, alle waren am Schwarzmarkt bei einer Razzia der Polizei festgenommen worden. Der Schwarzhandel war strengstens verboten und wurde hart bestraft. In der französischen Zone bestand die Strafe meist aus ein paar Wochen Haft, in der russischen Zone wurde Schwarzhandel oft mit der Deportation in russische Lager bestraft - in den meisten Fällen ein Todesurteil.

Die Mutter hatte keine Angst um sich selbst, doch die Sorge um die Familie brachte sie fast um den Verstand. Sie hatte mehrmals schon die Polizisten gebeten, sie nach Hause gehen zu lassen, drei Kinder warteten und der Mann würde sich große Sorgen machen. Doch die Polizisten hörten gar nicht zu. Jeder, der auf dem Schwarzmarkt erwischt wurde, hatte eine andere Ausrede, jeder hatte Familie und Kinder, die es zu versorgen gab. Die Polizisten lebten in der gleichen Situation, sie hatten auch Probleme, die eigene Familie zu versorgen.

Den ganzen Tag und die Nacht über saß die Mutter wie alle anderen in der kleinen Zelle auf dem Boden und wartete, was passieren würde. Niemand wusste genau, was kommen würde und wie die Polizisten entscheiden würden.

Erst am Vormittag des nächsten Tages wurde die Mutter befragt, warum sie auf dem Schwarzmarkt eingekauft hatte. Ihr wurde gesagt, dass die Lebensmittel beschlagnahmt seien und da sie das erste Mal erwischt wurde, nur eine Ermahnung ausgesprochen würde.

Kurz vor Mittag durfte die Mutter dann nach Hause. Sie rannte durch die Straßen und als sie endlich zu Hause die Türe aufsperrte, war sie ganz außer Atem. Die Mutter wurde vom Vater und den vier Kindern stürmisch begrüßt, umarmt und festgehalten.

Gleich nach der Begrüßung und einer kurzen Erzählung, was passiert war, verließ die Mutter wieder die Wohnung. Aber nur, um eine Stunde später mit einer Tasche voll Kartoffeln und Gemüse zurückzukehren. Nach einer halben Stunde roch es in der ganzen Wohnung nach einer kräftigen Suppe, die die Mutter zubereitet hatte, und das Leben der Familie Orsolics war wieder in Ordnung.

Hansis Gesundheitszustand besserte sich Dank der aufopfernden Pflege der Mutter und als Hansi in die Volksschule eintrat, war er vorerst ein guter und braver Schüler, soweit man dies von einem Wiener Vorstadtbuben behaupten konnte. Wie alle Buben in diesem Alter war auch Hansi keine Ausnahme und raufte in der Schule mit anderen Buben. Allerdings zeigten sich schon die ersten Kämpferqualitäten und Hansi gewann nach und nach seine Raufereien.
Nach der Schule ging es schnell nach Hause, er aß, was da war, und dann auf die Straße und in den Park. Die Straßen und Parks waren die Spielplätze der damaligen Zeit und Hansi Orsolics ein Vorstadtkind. Kein Rabauke und Stänkerer, er ging aber auch keiner Rauferei aus dem Weg.

Es war ein kalter Wintertag im Dezember 1954, Weihnachten stand vor der Tür. Die Mutter weckte Hansi behutsam auf, es war fünf Uhr früh und er musste in die Kirche zur Frühmesse, als Ministrant. Im Zimmer war es kalt, der kleine Holzofen gab erst nach und nach Wärme von sich. Die Mutter hatte Hansis Kleidung gleich neben dem Ofen auf einen Sessel gelegt, damit diese warm wurde.

Die Mutter war stolz auf ihren Hansi, da er seit kurzer Zeit Ministrant in der Heiligen-Geist-Kirche in der Herbststraße war. Hansi ging jeden Sonntag mit der Mutter zur Messe. Die Messe war für Hansi etwas Besonderes, er betete andächtig mit und verfolgte sie mit Interesse. Als die Mutter Hansi zur Erstkommunion anmeldete, wurde Hansi vom Pfarrer gefragt, ob er Ministrant werden wollte. Hansi stimmte begeistert zu und besuchte pünktlich den Ministrantenunterricht in der Pfarre. Große Teile der Messe wurden zur damaligen Zeit noch in Latein zelebriert. Als Bester im Ministrantenunterricht beherrschte Hansi bald alle lateinischen Begriffe und wandte diese auch gerne an. Hatte Hansi wieder einmal die Eltern verärgert, antwortete er mit: „Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa“. Natürlich lachten dann alle und insgeheim waren sie sogar ein wenig stolz auf den kleinen Hansi.

Das frühe Aufstehen bereitete Hansi zwar große Probleme, aber er freute sich schon auf die Kirche und die Messe. Die Frühmesse mochte er besonders gern, da waren nur zwei Buben als Ministranten eingeteilt und Hansi durfte entweder die Glocke läuten oder als Hauptministrant sogar die Monstranz mit den Hostien aus dem Tabernakel am Altar nehmen.

Hansis Frühstück bestand aus einem harten Stück Brot und heißem Tee aus getrockneten Hagebutten. Hansi schlürfte nur ein wenig vom Tee, steckte das harte Stück Brot in seine Jackentasche und hatte es schon eilig, in die Kirche zu kommen.

Auf der Straße war es stockdunkel, es gab keine Straßenbeleuchtung. Der Schnee war gefroren und knirschte unter den schnellen Schritten. Der Weg zur Kirche war nicht weit, aber in der Dunkelheit unheimlich. Der kleine Hansi beeilte sich, versteckte sich, wenn er Geräusche hörte oder jemanden auf der Straße sah, unheimliche Gestalten, von denen keiner wusste, ob es Freund oder Feind war. Geduckt erreichte Hansi die Pforte der Pfarre und war froh, in der Kirche zu sein. In der Kirche war es sicher, hier drohte keine Gefahr. Ein Ort der Stille und des Friedens.

Hansi ging einen dunklen langen Gang entlang bis zu einem großen, alten Holzkasten, der gleich neben dem Eingang zur Sakristei stand. Dort hingen die Gewänder für die Ministranten, zwar etwas zerschlissen, aber dennoch ein Symbol. Bedächtig probierte Hansi einen Talar nach dem anderen, um die richtige Größe zu finden. Nachdem er einen roten angezogen hatte, streifte er noch ein weißes Oberteil über und betrat die Sakristei. Der zweite Bub war noch nicht da und Hansi begann, die Utensilien für die Messe vorzubereiten.

Bei der Frühmesse halfen die Ministranten dem Pfarrer beim Ankleiden des Messgewandes. Hansi stand vor einer Reihe verschiedener Messgewänder in allen Farben. Welche sollte er nehmen? Hansi begann daher zuerst mit den anderen Vorbereitungen für die Eucharistiefeier. Er nahm aus einem Kästchen ein silbernes Tablett, stellte zwei kleine Glaskännchen darauf und füllte eines davon mit Wasser. In das andere kam Wein. Hansi nahm aus dem Kästchen eine Flasche mit Wein. Er füllte das zweite Kännchen bis zum Rand, es ging fast über. Hansi stellte die Flasche weg und trank vorsichtig einen Schluck aus dem Kännchen. Der Wein schmeckte eigentlich nicht gut, aber da alle Ministranten einen Schluck Wein kosteten, machte er es eben auch. Es gehörte einfach dazu, Verbotenes zu tun - Bubenehre.

Hansi erschrak, als die Türe aufging. Aber nicht der Pfarrer, sondern sein Freund, der Burli aus der Nachbarschaft, war gekommen. Eigentlich hieß der Burli Ottokar, aber alle nannten ihn Burli. Er war auch schon umgezogen, begrüßte Hansi mit „Servas, Oida“ und ging dann gleich zum Weinkännchen. Ein Schluck, dann noch ein zweiter Schluck und das Kännchen war leer. Burli füllte es noch einmal und hielt es Hansi hin. Hansi wollte zwar keinen Wein trinken, doch wenn Burli trank, musste er auch. Auf einen Zug leerte Hansi das Kännchen und gab es Burli zurück, der es wieder auffüllte und zurück auf das Tablett stellte. Burli war um zwei Jahre älter als Hansi und damit der Hauptministrant. Burli wusste gleich, welche Messgewänder der Pfarrer tragen würde, und richtete schnell alles her. Kaum dass die Buben alles vorbereitet hatten, kam auch der Pfarrer, ein älterer, aber sehr gutherziger, hilfsbereiter und freundlicher Mann. Er begrüßte die beiden Buben freundlich und dann halfen sie ihm beim Anziehen der Messgewänder. Hansi staunte, wie kompliziert das alles war. Das Anlegen der Messgewänder war eine Prozedur nach strengen Regeln und Hansi dachte: Wenn ich zwei Jahre lang Ministrant bin, weiß ich auch alles.

Aber dann wurde es ernst. Der Pfarrer nahm Aufstellung, die Monstranz mit den Hostien in beiden Händen haltend betrat er, gefolgt von Hansi und Burli, würdevoll die Kirche. Die Kirche war bis zum letzten Platz besetzt, die Leute kamen in die Kirche, um um das tägliche Brot zu beten.

Der Pfarrer stellte sich hinter dem Altar auf. Dann begann die Messe. Es war dunkel in der Kirche, nur der Altar war von zwei großen Kerzen beleuchtet, die nur während der Messe brannten. Hansi war der zweite Ministrant, das bedeutete, er musste die Glocke läuten. Insgesamt sechs Mal pro Messe und hoffentlich zum richtigen Zeitpunkt. Wusste Hansi nicht so genau wann, dann schaute er fragend zu Burli, der auf der anderen Seite des Altars kniete und Hansi mit der Hand Zeichen gab, wann er läuten sollte. Alles war gut organisiert und die Messe lief bestens. Hansi kannte alle lateinischen Antworten und Gebetsformeln auswendig, da konnte ihm keiner etwas vormachen. Latein hatte er im kleinen Finger.

Nach der Messe gingen die Leute zur Arbeit und Hansi und Burli erhielten in der Sakristei vom Pfarrer ein deftiges Frühstück mit einem ansehnlichen Stück Wurst und Brot serviert. Die beiden Buben schlangen das Frühstück gierig hinunter, sie hatten Hunger. Zum Abschied gab es vom Pfarrer für beide noch ein dickes Schmalzbrot, eingewickelt in ein altes Stück Zeitungspapier, als Jause für die Schule.

Burli und Hansi marschierten Richtung Schule, es war noch zu früh für den Unterricht und so gingen sie nicht den direkten Weg, sondern auf der Hauptstraße, wo große Militärtransporter fuhren. Es waren französische Fahrzeuge, Ottakring war in der französischen Besatzungszone. Die beiden Buben winkten den Soldaten freundlich zu, hin und wieder gab es dafür eine Belohnung, indem die Soldaten ein oder zwei Tafeln Schokolade den Buben aus dem Fenster zuwarfen. So auch an diesem Tag. Hansi und Burli sammelten bis zur Schule jeder drei kleine Tafeln Schokolade. Das war mehr wert als alles Geld der Welt.

Das Klassenzimmer bestand aus alten Bänken und Schreibpulten, zerkratzt und angeschmiert. Die Möbel wackelten und sahen aus, als würden sie jeden Moment zusammenbrechen. Die alte Tafel an der Mauer hing etwas schief, sie war durch die Erschütterung bei den Bombenangriffen von der Mauer gefallen und nur notdürftig repariert worden. Doch das störte niemand.

In der Schule war es kalt, es gab keine Heizung, sondern in jedem Klassenzimmer einen großen Ofen, den die Lehrerin erst kurz vor Beginn des Unterrichts einheizte. Das Holz für die Schule wurde von freiwilligen Helfern gesammelt und sehr sparsam eingesetzt. Nur in der Früh wurde eingeheizt und dann nicht mehr nachgelegt. So wurde es um die Mittagszeit schon wieder kalt in den Klassenzimmern.

Für jedes Kind gab es nur ein Schulheft und einen Bleistift, für alle Gegenstände und Aufgaben. Die Kinder mussten klein schreiben, um Platz und Papier zu sparen. Es gab nur wenige Bücher in der Klasse, meist lasen zwei oder noch mehr Kinder in einem Buch.

Hansi war zwar kein Musterschüler, aber er schlug sich, wie im Leben auch, in der Schule durch. Die Schule war nicht gerade sein Element. Er streifte lieber mit seinen Freunden in den Straßen herum, auf der Suche nach etwas Brauchbarem, aber auch im Krieg mit anderen Bubenbanden des Viertels.

Das Schmalzbrot, das ihm der Pfarrer gegeben hatte, konnte er in der Schule nicht auspacken. Sofort wäre er von seinen Schulkameraden umringt gewesen und alle bettelten um ein Stück vom Brot. Hansi beschloss, das Brot und auch die Schokolade seinen Geschwistern nach Hause mitzubringen.

Nach Schulschluss ging es nicht gleich nach Hause. Es waren noch einige Schneeballschlachten ausständig und als Hansi nach Hause kam, war er durch und durch nass.

Die Mutter reinigte gerade das Stiegenhaus, als Hansi kam. Sie unterbrach die Arbeit und schöpfte in der Küche aus einem großen Topf einen Teller Suppe für Hansi. Dazu gab es ein kleines, hartes Stück Brot. Hansi aß seine Suppe, kaute dazu das harte Brot und dachte nach, was er heute noch unternehmen könnte. Da fielen ihm das Schmalzbrot und die Schokolade ein. Er nahm alles aus der Tasche und gab es seiner Mutter. Das würde das Nachtmahl für ihn und seine Geschwister - ein Schmalzbrot und drei kleine Schokoladen. Eigentlich war es durch die Schokolade ein Festtag, denn Schokolade gab es nur selten.

Es gab auch keine Spielsachen. Die Sachen, mit denen die Kinder auf den Straßen spielten, waren selbst gebastelt. Aus alten Blechdosen wurden Autos und aus alten Fetzen Fußbälle zusammengenäht - das sogenannte „Fetzenlaberl“.

Etwas Besonderes war es, mit dem Vater zu den am März Ring veranstalteten Boxkämpfen zu gehen. Dort sah zwar alles verfallen aus, eine zusammengenagelte Bretterbude, aber der Ring und die Boxer übten magische Anziehungskraft auf Hansi aus. Er konnte es nicht erwarten, zu den Boxveranstaltungen zu gehen, und war traurig, wenn diese aus waren. Zu Hause trainierte Hansi dann Schattenboxen, er imitierte die Bewegungen der Boxer im Ring, pendelte mit dem Oberkörper und kämpfte mit Schatten an der Wand. Er stellte sich vor, als berühmter Boxer im Ring zu stehen, und hörte schon den Jubel der Zuschauer. Hansi beschloss Boxer zu werden, und das bereits im Alter von sieben Jahren.

Der heilige Abend kam. Es war kalt, aber in der Familie herrschte eine warme Herzlichkeit und Gemütlichkeit. Trotz der ärmlichen Umstände war es ein Fest für die Familie. Die Mutter hatte im Tauschhandel Mehl und Zucker eingetauscht und ein paar Kekse gebacken.

Im Wohnzimmer stand ein kleiner Tannenbaum, liebevoll mit roten Bändern verziert. Jedoch ohne Kerzen, die gab es nicht zu kaufen. Vor dem einfachen Christbaum stand nur eine Kerze und brannte still vor sich hin. Der heilige Abend war für Hansi immer das Fest des Jahres. Es gab gutes Essen, Geschenke und dann ging die ganze Familie gemeinsam zur Christmette in die Kirche, wo er als Ministrant ganz vorne am Altar neben dem Pfarrer stand.

Obwohl die Kinder wussten, dass es keine großartigen Geschenke geben würde, freuten sie sich und warteten ungeduldig auf die in altes Papier eingepackten Geschenke, die unter dem Christbaum lagen. Alle bekamen etwas: Hansis Brüder einen Pullover und warme Socken, die Schwester eine selbstgebastelte Puppe, aus alten Strümpfen mit Strohfülle, und Hansi ein ziemlich großes, rundes Paket.

Hansi riss neugierig das Papier auf und zum Vorschein kam ein alter Lederfußball, aber nicht zum Fußballspielen, sondern mit Sand gefüllt und mit einer langen Schnur versehen. Zuerst wusste Hansi nicht, was er mit dem Geschenk anfangen sollte, doch sein Vater zeigte es ihm. Er hing den mit Sand gefüllten Fußball mit der Schnur an einem Haken an der Decke auf und Hansi hatte seinen ersten „Sandsack“ fürs Boxtraining. Von diesem Tag an trainierte Hansi täglich an seinem Sandsack, sein Leben als Boxer hatte begonnen.
Hansi war glücklich.

Jugendzeit

Die Jahre vergingen und Österreich erholte sich langsam von den Kriegsschäden. Als Jüngster der Familie wuchs Hansi als Nesthäkchen auf, alle kümmerten sich um ihn, der Umgang in der Familie war trotz der schlechten Zeit sehr liebevoll und fürsorglich.

Es war die Zeit, als die Familien in Wien im Sommer gemeinsam zum Donaukanal baden gingen oder im Winter auf den Straßen Wiens mit der Rodel fuhren. Es war zwar eine schwere Zeit, aber gemütlich und vor allem familienfreundlich. Es gab kein Fernsehen, am Abend spielten die Erwachsenen Karten oder andere Gesellschaftsspiele, für Kinder gab es erste Spiele, die diese gemeinsam und euphorisch spielten.

Es gab viele befreundete Familien und am Wochenende gemeinsame Unternehmungen. Der Kirchgang am Sonntag war Pflicht. Während die Frauen und Kinder andächtig in der Messe saßen, trafen sich die Männer in Gasthäusern unmittelbar neben der Kirche und spielten Karten, tratschten und tranken.

Hansi war zum Lieblingsministranten des Pfarrers geworden, beim Hochamt am Sonntag durfte er die Monstranz zum Altar bringen und Hansi war sehr stolz, dass gerade er diese Aufgabe hatte. Er versäumte keine Messe und war immer zur Stelle, wenn der Pfarrer ihn brauchte. Die Pfarre war wie ein zweites Zuhause für ihn, er fühlte sich in der Kirche wohl und betrachtete dort oft ehrfurchtsvoll die vielen Heiligen. Ob die ihm wohl helfen könnten, seinen Traum vom Boxen zu erfüllen? Hansi wusste es nicht genau, aber er betete zu den Heiligen um Hilfe und Verwirklichung seines Traumes.

Zu Hause waren die Wohnverhältnisse trist. Die Kinder wurden immer größer und der Platz in der kleinen Wohnung zu wenig. Mitunter gab es kleinere Streitereien, doch die Familie hielt zusammen. Mit Hilfe des Pfarrers bekam die Familie eine neue, große Wohnung in Kaisermühlen. Sehr zum Leidwesen Hansis und seiner Geschwister, die die vertraute Umgebung und die Freunde in Ottakring vermissten.

1959 erfolgte der Umzug der Familie Orsolics nach Kaisermühlen, einem Stadtteil des 22. Wiener Gemeindebezirks, im Grünen zwischen Donau und Alter Donau gelegen.

Familie Orsolics

Mutter Aloisia
geboren: 31.1.1912
verstorben: 11.5.1976
Beruf: Hausbesorgerin,
Gastwirtin
   
Vater Johann
geboren: 1.3.1909
verstorben: 1.9.1988
Beruf: Elektroschweißer,
Gastwirt
     
Bruder Eduard (Edi)    
verheiratet mit Erika, Ersatzmutter für Natascha, die gemeinsam mit Sohn
Daniel aufwächst
geboren: 19.9.1932  
verstorben: 4.6.1990  
Beruf: Gastwirt an der Alten Donau  
Bruder Alfred (Fredi)  
verheiratet mit Ursula  
geboren: 23.5.1938
verstorben: 20.7.2003
Beruf: Tischler
   
Schwester Erika  
verheiratet mit Gerhard Köck  
geboren: 25.8.1944
Beruf: Sekretärin bei
Rechtsanwalt

Wien in den 60-er Jahren

Nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages 1955 war Österreich frei und Wien die Hauptstadt Österreichs. Die Wiener Stadtverwaltung sah aufgrund des immer größer werdenden Verkehrs die Notwendigkeit, neue Straßen zu bauen und die öffentlichen Verkehrsmittel wurden zu leistungsfähigen Transportmitteln ausgebaut. Immer mehr Straßenbahnen fuhren, neue Gleise wurden verlegt und entlegene Orte mit Autobuslinien erreichbar gemacht.

Der Wiederaufbau und die Stadterneuerung brachten wirtschaftlichen Aufschwung und Arbeitsplätze zur Genüge. Jeder fand Arbeit und die Leistungen wurden gut entlohnt. 1964 wurde die Wiener Stadthalle errichtet, zunächst mit einer Kapazität von bis zu 10.000 Zuschauern. In den Zeiten von Hans Orsolics, der 39 Mal in der Stadthalle boxte, wurde die Stadthalle dann auf 15.000 Zuschauer erweitert.

Die 60-er Jahre in Wien waren geprägt vom wirtschaftlichen Aufschwung. Arbeiter, Angestellte und Beamte verdienten gut. Die Familienväter kauften Autos und fuhren mit der Familie am Wochenende ins Grüne und in den Urlaub nach Italien. Eine Generation zwischen Freddy Quinn, Elvis Presley, Beatles und Rolling Stones.

Der Motorroller für Jungs und kurze Miniröcke für Mädchen waren Mode, die Schäden des Krieges verschwanden und eine neue Generation wuchs heran. Ende der 60-er Jahre begann die sogenannte „Flower-Power-Zeit“ und damit die Zeit von Alkohol und Drogen, Musik und Partys. Wilde Partys wurden gefeiert und die Mädchen waren nicht nur mit ihren Reizen freizügig. An den Verkehrsknotenpunkten in Wien wurden große Weinhallen und Bierhäuser eröffnet, um dem Ansturm der arbeitenden Bevölkerung standzuhalten. Große Massenabfertigungsbetriebe in der Gastronomie boten billiges Essen und billigen Alkohol an. Die Gastronomie erfüllte einen wichtigen gesellschaftspolitischen Aspekt und wurde von Arbeitern, Angestellten und Beamten gleichermaßen in Anspruch genommen. Die Heurigenbetriebe rund um Wien waren beliebte Ausflugsziele der  Wiener. Dort wurde die meist selbst mitgebrachte Jause verzehrt, vom Heurigen nur der Wein gekauft. Es gab das sogenannte „Stoppelgeld“ an den Wirt für selbst mitgebrachte Speisen oder Getränke.

Große Handelsketten, Kaufhäuser und Nahrungsmittelbetriebe entstanden, die die Wiener Bevölkerung ausreichend versorgten. Das Angebot an Nahrungsmitteln war vielfältig und ausreichend vorrätig.

In den Randgebieten Wiens wurden von der Gemeinde Wien große Wohnhausanlagen errichtet und Tausenden Familien für die damalige Zeit moderne Wohnungen mit Bad und WC vermittelt.

Fast alljährlich mit der Schneeschmelze kam das große Hochwasser nach Wien. Meist blieb es bei Überschwemmungen des Handelskais, es gab aber auch Jahre, da standen ganze Teile Wiens entlang der Donau, meist am rechten Donauufer, unter Wasser. Besonders starke Hochwasser gab es 1954, 1965 und 1975. Das Hochwasser reichte fast bis zum Praterstern und große Teile des 2. Wiener Gemeindebezirks standen unter Wasser. Besonders stark betroffen waren die Gebiete rund um den Mexikoplatz.

Um zu den Häusern zu gelangen, wurden Steganlagen errichtet. In den Straßen fuhren Boote, die Feuerwehr brachte alte Leute in Sicherheit. Das Wasser reichte teilweise bis in den ersten Stock der Häuser. Die Keller waren überflutet, Fahrzeuge auf den Straßen zerstört und der Schaden nach jedem Hochwasser enorm. Die Stadtverwaltung beschloss im Jahr 1972, ein sogenanntes „Entlastungsgerinne“, einen zweiten Donauarm im Bereich des Wiener Stadtgebietes zu bauen, um damit Überschwemmungen zu vermeiden.

Kaisermühlen

Kaisermühlen wurde erstmals 1674 urkundlich erwähnt und hieß „Hof- und Kaisermühlen“. Der Name stammte von den damaligen Mühlen und Schiffern, die sich am sogenannten „Kaiserwasser“, einem Nebenarm der Donau, angesiedelt hatten.

Im Jahr 1830 war der heutige Bereich des „Gänsehäufels“ eine Anlegestelle für Dampfschiffe, wodurch Kaisermühlen an wirtschaftlicher Bedeutung gewann.

Nach der Regulierung der Donau von 1870 bis 1875 wurde der nach Kaisermühlen führende Nebenarm der Donau vom fließenden zum stehenden Gewässer und die Schiffmühlen verloren damit ihren Nutzen. Das stehende Gewässer drehte die Räder der Mühlen nicht mehr. Die Anlegestelle am Gänsehäufel war mit einem Mal von der Donau abgeschnitten und daher bedeutungslos geworden. Die neue Anlegestelle befand sich am neuen, regulierten Arm der Donau, wo sie heute noch besteht. Kaisermühlen verlor zusehends an Bedeutung.

In der Nachkriegszeit baute die Stadt Wien große Gemeindebauten und siedelte Tausende Wiener Familien in Kaisermühlen an, einem wunderschönen Freizeitparadies zwischen Neuer und Alter Donau.

Im Alter von 12 Jahren, Hansi besuchte die 4. Klasse Volksschule, kam der Umzug. Hansi musste seine Tätigkeit als Ministrant aufgeben, eine neue Schule besuchen und neue Freunde finden.

Hansi fand sehr schnell Anschluss in Kaisermühlen, war er doch ein erprobter Kämpfer aus Ottakring und hatte schon viele Straßenkämpfe gewonnen. Die Straßenkämpfe zur damaligen Zeit waren beherrscht von kleinen oder größeren Jugendbanden mit bis zu 20 oder mehr Buben und noch zahlreicheren Anhängern. Besonders gefürchtet war die „Prater-Partie“, die größte Jugendbande der
damaligen Zeit.

Überall wo die Praterbuben auftauchten, gab es Raufereien, die allerdings nur mit den Fäusten ausgetragen wurden. Es gab keine Messer oder sonstigen Waffen oder Gegenstände. Der Kampf war Mann gegen Mann, mit den Fäusten. Auf Festlichkeiten in Aspern, Essling und Kaisermühlen traten die Praterbuben in Gruppen auf und alle hatten Angst vor den gefürchteten Raufern aus dem 2. Bezirk.

Hansi lernte in der Schule schneller Freunde kennen, als den Lehrstoff. In erster Linie setzte er sich als Neuling durch einige spektakuläre Siege gegen die Stärksten der Klasse durch, indem er in den Pausen zwischen den Stunden raufte. Sehr zum Leidwesen der Lehrer, die den Ruhestörer nicht in der Klasse haben wollten. Die Noten waren zwar nicht die besten, aber Hansi genügte es, in den zweiten Klassenzug der Hauptschule aufzusteigen. Er wollte Boxer werden und nicht studieren.

Während er in der Schule so recht und schlecht zurechtkam, setzte er sich in den Straßenkämpfen in Kaisermühlen durch und lernte Johannes „Jolly“ Lang kennen, einen Freund, der wesentlich sein Leben bestimmen sollte. Jolly war um fünf Jahre älter, klein, aber hatte einen unvorstellbar harten Schlag und war als Straßenkämpfer gefürchtet. Es sprach sich schnell herum in Wien, dass es in Kaisermühlen zwei Buben gab, die nicht zu besiegen waren. Bei Kämpfen auf dem Überschwemmungsgebiet trieben die beiden „Kleinen“ viele Größere in die Flucht und bekamen langsam den Ruf, unbesiegbar zu sein.

Natürlich gingen viele Kämpfe blutig aus. Es gab blutige Nasen, geschwollene Augen und manch aufgeplatzte Lippe, doch ein oder zwei Wochen später war wieder alles verheilt und vergessen. Schwerere Verletzungen gab es nie.

Es kam, wie es kommen musste. Eine Entscheidung musste fallen, die Praterbuben drängten auf einen Kampf mit Jolly und Hansi. Eines Tages erschien eine große Gruppe Praterbuben in Kaisermühlen, Jolly und Hansi waren mit ein paar wenigen Freunden überrascht worden und der Kampf schien so gut wie verloren.

Doch hatte keiner mit dem kleinen Jolly Lang gerechnet. Wenn er zornig wurde, flogen die Fetzen. So auch an diesem Tag. Der Anführer der Praterbuben hieß Kurtl Koller, ein großer, starker und gefürchteter Schläger aus dem Wiener Prater. Er hatte zahlreiche Kämpfe gewonnen und war der uneingeschränkte König des Praters. Bis zu diesem Tag. Der als unbesiegbar geltende Kurtl Koller erhielt vom kleinen Jolly Lang die Hiebe seines Lebens. Jolly schlug ihn so schwer zusammen, dass er Wochen zu seiner Erholung brauchte. Während der Anführer Schläge bezog, mischte Hansi mit wenigen Freunden den Rest der Praterbuben auf. Von diesem Tag an mieden die Praterbuben Kaisermühlen „wie der Teufel das Weihwasser“. Und Wien hatte zwei neue Stars: Hansi Orsolics und Jolly Lang. Die beiden kosteten ihren Triumph aus, umschwärmt von Mädchen.

Noch war Boxen für Hansi kein Thema, er spielte Fußball beim FC Donau, gemeinsam mit den später in Österreich berühmt gewordenen Fußballspielern Robert Sara und Willy Kreuz. Freund Jolly, um fünf Jahre älter, interessierte das Fußballspielen recht wenig. Er trat dem Polizeiboxsportklub bei und wurde dort von Alois Swatosch, einem sehr erfahrenen Trainer, trainiert.

Bei ihren Streifzügen verdichtete sich die Freundschaft zwischen Hansi und Jolly immer mehr und die beiden wurden zu besten Freunden, fast unzertrennlich. Obwohl sie als Raufer bekannt waren und fürchterlich zuschlagen konnten, begannen sie nie von sich aus eine Rauferei. Aber wehe, es bot sich
ein Anlass zum Zuschlagen.

Die Buben verließen nur selten ihr Kaisermühlen, hatten sie dort doch alles. Das damalige Überschwemmungsgebiet der Donau war Aulandschaft und nur wenige Meter vom neuen Zuhause der Familie Orsolics entfernt. Die nahe Alte Donau und das Gänsehäufelbad im Sommer zu Fuß in wenigen Minuten zu erreichen. Eine grüne Oase im Herzen Wiens.

Die Lehre als Rauchfangkehrer

Geschichtlich hat Rauchfangkehren seinen Ursprung in Italien und diente zur Sicherheit der Häuser. Durch das regelmäßige Reinigen der Rauchfänge verhinderte man Brände und sorgte für einen besseren Abzug der Rauchgase. Erste gewerbliche Rauchfangkehrer kamen im 15. Jahrhundert von Norditalien nach Österreich.

Bedingt durch zahlreiche Brände in den Städten gehörten die Rauchfangkehrer ab dem 17. Jahrhundert zum täglichen Stadtbild. Die Stadtväter verschiedenster Städte erließen Brandschutzverordnungen, die eine regelmäßige Reinigung der Häuserkamine und Kontrollen der Feuerstellen in den Häusern vorsahen.

Durch unvollständige Verbrennung von festen Brennstoffen (z. B. Holz und Kohle) entsteht im Kamin Ruß, der sich dort entzünden und einen sogenannten Kaminbrand auslösen kann. Auch Verstopfungen des Kamins durch Laub, Einsturz oder Vogelnester werden vom Rauchfangkehrer behoben.

Jeder Häuserkamin in Wien muss mindestens ein Mal jährlich geputzt werden. Eine Menge Arbeit, wenn man an die vielen Häuser und Kamine Wiens denkt.

In den Zinshäusern Wiens gibt es sogenannte Kehrbücher, welche meist beim Hausmeister oder der Hausverwaltung aufliegen. Darin vermerkt der Rauchfangkehrer seine verrichteten Arbeiten und bestätigt, dass die Kamine in Ordnung sind.

Rauchfangkehrer, auch „Schwarzer Mann“ genannt, gelten in vielen Teilen der Welt als wahre Glücksbringer. Wer sie auf der Straße sieht oder gar berührt, soll Glück haben. Besonders zu Silvester sind Rauchfangkehrer beliebte Glücksbringer.

Ihre Mythologie um das Glück leitet daher, dass die Rauchfangkehrer die Kamine reinigen und so die Hausbewohner vor Rauchgasvergiftungen und Feuer schützen.

Als der junge Hansi Orsolics im Alter von 14 Jahren die Lehre als Rauchfangkehrer begann, fing damit auch der Ernst des Lebens an, was Hansi aber keineswegs so empfand. Ihm gefiel der Beruf des Rauchfangkehrers, er hatte die schwarzen Männer schon oft hoch über den Dächern Wiens herumturnen gesehen und war davon fasziniert.

Im richtigen Berufsleben, vor allem in den Lehrjahren, sah alles ein wenig anders aus. Der Lehrbub im Wien der 60-er Jahre hatte viele Aufgaben zu erledigen. Das begann zeitig morgens mit dem Herrichten der Werkzeuge und orbereitungen für den Arbeitstag. Weitere Aufgaben waren Jause, Bier und Zigaretten zu holen und den Betrieb zu reinigen.

Hansis Arbeitstag begann zeitig in der Früh. Er stand jeden Tag um drei Uhr morgens auf, da er von Kaisermühlen zu Fuß zum Rauchfangkehrerbetrieb im 2. Bezirk gehen musste. Die Mutter hatte oft Probleme, Hansi so früh wach zu bekommen, besonders nachdem er mit dem Boxtraining begonnen hatte.

Bevor Hansi zur Arbeit ging, richtete ihm die Mutter täglich Jause und Essen für den Tag. Hansi konnte sich von den paar Schilling, die er als Lehrling erhielt, nicht viel leisten, schon gar nicht ein tägliches Essen im Gasthaus. Er saß zwar auch mit den Gesellen zu Mittag in Gasthäusern, aber er aß dort seine mitgebrachten Brote und trank nur, wenn er eingeladen wurde. Das Geld sparte Hansi für neue Boxhandschuhe, die er sich kaufen wollte. Lederhandschuhe - genau solche, wie sie die richtigen Boxer hatten.

Die Arbeit im Freien hatte den Vorteil, täglich in der frischen Luft zu sein. Aber auch den Nachteil, Wind und Witterung schutzlos ausgesetzt zu sein. Im Sommer herrschte auf den Dächern Wiens sengende Hitze, im Winter pfiff ein kalter Wind. Besonders in den Wintermonaten war der Beruf gefährlich, da die Dächer vereist und glatt waren. Einzig und allein vor und zu Silvester hatten die Rauchfangkehrer ihre beste Zeit. Sie gingen von Tür zu Tür und wünschten für das neue Jahr viel Glück. Dafür gab es meist ein Trinkgeld. Den Rauchfangkehrern Geld zu geben, bedeutete den Wienern, Glück für das nächste Jahr zu kaufen. Mit dem Pfarrer, dem Wirt und dem Rauchfangkehrer durfte man es sich nicht verderben.

Der kleine Hansi schleppte die Rauchfangkehrerutensilien, während der Geselle nichts trug. Die Stahlseile mit den Eisenkugeln und den Bürsten schnitten in Hansis Schultern. Doch Hansi ließ sich nicht anmerken, dass ihm das alles eigentlich viel zu schwer war. Tapfer und frohen Mutes rannte er hinter dem Gesellen her, viele Stockwerke hinauf bis in den Dachboden und von dort über eine Dachbodenluke zu den Kaminen, hoch über der Stadt.

Sie kamen bei einem alten Haus in der Praterstraße an, fünf Stockwerke hoch, der Schornstein in etwa 30 Metern Höhe. Das alte schmiedeeiserne Tor ließ sich nur schwer öffnen. Durch einen dunklen Gang erreichten sie das Treppenhaus, dann ging es fünf Stockwerke hinauf und eine weitere Treppe höher war der Eingang zum Dachboden. Durch eine alte Eisentüre gelangten sie in den Dachboden. Es war Winter und eisig kalt. Hansi erschrak, als ein paar Tauben aufschreckten und durch eine offene Dachluke davonflogen.

Durch diese Dachluke zwängte sich zuerst der Geselle aufs Dach hinaus, dann reichte ihm Hansi die Werkzeuge und kletterte hinterher. Auf dem Dach lag teilweise Schnee und große Flächen waren von Eis überzogen. An den Dachrinnen hingen lange Eiszapfen.

Es pfiff nicht nur ein eisig kalter Wind, auch ein paar Schneeflocken tanzten in der Luft. Der Geselle ging mit sicheren Schritten auf der Dachschräge hinauf zum dortigen Kamin, während Hansi sich noch an der Dachluke festklammerte. Er hatte mit einem Mal Angst, er sah die Dachkante und die Tiefe dahinter, ein unbedachter Schritt und er würde abstürzen, in den sicheren Tod.

Der Geselle sah Hansis Angst und warf ihm einen langen Strick zu, den sich Hansi um die Hüfte band, und dann stand er langsam und wackelig auf. Mit zittrigen Knien stieg er vorsichtig zum Gesellen hoch und dann war er ebenfalls beim Kamin.

Jetzt begann die harte Arbeit der Rauchfangkehrer. Die schwere Eisenkugel wurde an einem Stahlseil hängend mehrere Male in den Kamin bis zum Boden gelassen und dann wieder hochgezogen. Dabei wurden die Rußrückstände an den Kaminwänden abgeschlagen und später mit einer Bürste die Wände glatt gekehrt. Eine wahre Schwerarbeit, trotz der Kälte schwitzte Hansi unter seiner dicken Kleidung, Gesicht und Hände waren schwarz vom Ruß. Aber Hansi arbeitete fleißig und geschickt. Schon nach wenigen Wochen konnte er allein Kamine kehren, zur vollsten Zufriedenheit der Kollegen.

Nach zwei bis drei Stunden Schwerstarbeit war dann die Arbeit erledigt und die Kamine waren wieder sauber und sicher. Als Abschluss folgte der Besuch beim Hausmeister oder der Hausmeisterin, der Eintrag ins Kehrbuch und ein Bier oder Stamperl für den Gesellen.

Die Arbeit begann zwar zeitig in der Früh, dafür war um 3 oder 4 Uhr nachmittags bereits Arbeitsschluss und Zeit für Hansis Boxtraining. Hansi Orsolics schloss seine Lehre im Alter von 17 Jahren erfolgreich mit der Gesellenprüfung ab, im praktischen Teil der Prüfung war er sogar Bester.